Das kann jeder: 4 Schritte, mit herausforderndem Verhalten gelassen(er) umzugehen

eine wahre geschichte

Aus Teresas Nase läuft Blut. Viel Blut. Soeben hat Emil, 4 Jahre, einen Baustein nach ihr geworfen und sie an der Nase getroffen. Teresa ist Emils Erzieherin.
Emil lacht und läuft zum Raumausgang. Im Türrahmen dreht er sich noch einmal um und streckt seine Zunge raus. Dann verschwindet er aus dem Sichtfeld. Da sich Teresa gerade ein Tuch vor die blutige Nase hält, sieht sie es nicht. Doch ihre Kollegin Martina hat es gesehen. „Ich fasse es nicht. Da streckt er dir doch glatt die Zunge raus, dieser Teufel!“ ruft Martina ihrer Kollegin zu. „Das darfst du so nicht stehen lassen! Der muss wissen wo er dran ist & wie der Hase hier läuft. Er braucht eine Grenze. Mach was!“

Strafe muss sein, oder?

Wenn wir tagtäglich mit herausfordernden Verhalten konfrontiert werden, kann die Hilflosigkeit, Unsicherheit und Verzweiflung groß werden. Nicht selten folgen nach diesen „leisen& schwachen“ Gefühlen die Unterstützer namens Wut und Aggressionen, um uns aus der passiven, hilflosen Lage zu befreien.
Gerade in pädagogischen Kreisen wird Hilflosigkeit häufig als Schwäche gesehen. Es ist doch unser Job, als Eltern oder Pädagogen, mit jedem Verhalten umgehen zu können.

Oder nicht?

Im pädagogischen Alltag- und dabei ist auch das „Zuhause sein“- mit Kindern gemeint, werden wir tagtäglich mit Grenzerfahrungen konfrontiert. Dabei hat jeder eine individuelle Grenze. Manches können wir gut ertragen, anderes wiederum nicht. Grenzen können dabei so unterschiedlich sein, wie es auch die Biografien und eigenen, persönlichen Erfahrungen sind. (siehe auch im Lexikon M wie Mangel)
Jede Form von herausfordernden Verhalten ist der Ausdruck von Gefühlen, Bedürfnissen und Nöten und wir können lernen damit umzugehen.
Unsere Interpretationen, unser Umgang mit uns selbst und unsere Haltung ist maßgeblich entscheidend für die Handhabung mit herausfordernden Verhaltensweisen.

Wie und warum entsteht herausforderndes Verhalten?

Emil sitzt auf dem Bauteppich, er baut gerade an einem riesigen Turm. Er ist schon fast so groß wie er selbst.
Teresa, seine Erzieherin, sitzt mit dem Rücken zu ihm und liest gerade mehreren Kindern ein Buch vor.
Anna sitzt mit roten Wangen, Daumen im Mund und Tränenresten auf Teresas Schoß. Teresa ist froh, dass Anna endlich aufgehört hat zu weinen.

Da kracht der Turm zusammen, Emils Turm! Emil starrt den Turm an. Den Bauklotz, den er gerade aufsetzen wollte, hält er noch in der Hand. Tränen füllen seine Augen. Er zupft Teresa am Ärmel. Teresa zieht den Arm zurück und sagt: „Jetzt nicht Emil, ich lese gerade ein Buch vor. Geh bitte zu Martina!“
Emil schreit. Jetzt bricht alles in ihm zusammen. Er schreit und stampft mit den Füßen auf. Teresa zieht die Augenbrauen nach oben: „Emil, bitte! Das ist kein Grund zu weinen. Nicht schon wieder. Du hast mir doch versprochen nicht zu weinen.“ Emil lässt den Baustein mit Wucht aus seiner Hand sausen.
Mit großen Augen schaut er auf das, was geschehen ist- Teresa blutet!
Er lacht, doch seine unsichere Beschwichtigungsgeste wird nicht verstanden, es bleibt nur eine Möglichkeit- die Flucht.

Steckt ein Kind in Schwierigkeiten, oder ist es einfach nur verhaltensauffällig?

Der Unterschied findet nur in deinem Kopf und deiner Interpretation der Situation statt.

„Wenn Gefühle mehr Raum bekommen als unsere Urteile (über uns oder über andere) können wir uns und anderen emphatischer begegnen. Dies führt dazu das wir besser mit uns und anderen in Stresssituationen gelassener umgehen und Handlungsalternativen sehen, die unsere und fremde Bedürfnisse berücksichtigen.“ (vgl. Wut, Schuld und Scham, Liv Larson)

Als Kinder- und Familientherapeutin möchte ich pädagogische Fachkräfte & Eltern dabei unterstützen, Selbstsicherheit in brisanten Situationen und Konflikten zu entwickeln & zu etablieren. Ich bin davon überzeugt, dass wir gelassen(er) durch unseren komplexen Alltag gehen können und uns dabei sogar selbst Stück für Stück besser verstehen lernen.

Die 4 Schritte und 4 Fragen um mit herausforderndem Verhalten gelassen umzugehen:

1: Was ist passiert?
Offen und emphatisch bleiben- alles beginnt mit mir selbst, in meinen Gedanken, in meinen Interpretationen.
Beschreibe was du gesehen hast -ohne zu interpretieren.

2: Wie fühlst du dich?
Ich darf hinschauen, was macht die Situation mit mir, welche Gefühle löst sie in mir aus? (achte auf Unechte Gefühle)

3: Was brauche ich gerade? Wie kann ich mir in Stresssituationen das geben, was ich brauche?

4: Wie geht es dem Kind? Habe ich mich emphatisch um mich selbst gekümmert, kann ich mich emphatisch um das Kind kümmern?
Wiederhole beim Umgang mit dem Kind die ersten drei Schritte- von der Selbst- zur Fremdeinfühlung.

Zeitsorge?

Mit jedem Mal werden wir besser! Der Mensch besitzt ein plastisches Gehirn. Nach einiger Zeit laufen die ersten drei Schritte in sekundenschnelle ab und wir sind innerhalb von wenigen Minuten bereit, uns mit einer pädagogisch- wertvollen Haltung dem Kind zu widmen- die Co-Regulierung kann beginnen.

lerne mich persoenlich kennen

…und erfahre, wie du noch viel mehr einen Unterschied in der Welt von Kindern machen kannst. Ob als Eltern oder Pädagogen: Wir stehen immer vor der Herausforderung, das Beste für die Kinder rauszuholen. In einem ersten Gespräch finden wir heraus, was die nächsten Schritte sind.